Wind, Flaute oder Sturm

Rechtsextremismus und christlicher Glaube unvereinbar

Quelle:
http://www.essen-stellt-sich-quer.de/index.php/Eq:EPogromNacht/2012#7.11.2012:_Kirchen_sprechen_sich_gegen_Rechtsextremismus_aus


Gemeinsame Erklärung der Katholischen und der Evangelischen Kirche in Essen zum Gedenken an die Reichspogromnacht und zu aktuellen Vorkommnissen in unserer Stadt:

Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zeigen sich in unserer Gesellschaft in vielen Ausprägungen. Mit Sorge stellen wir fest, dass auch heute, 67 Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus bis hin zu offenem Neonazismus in unserer Stadt öffentlich zutage treten:

Wir müssen erleben, wie die Erinnerung an die im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 verübten Verbrechen und das Gedenken an ihre Opfer durch eine gleichzeitige Demonstration der NPD verächtlich gemacht und mit Füßen getreten werden. Wir müssen erleben, wie der Umzug der Landesgeschäftsstelle der NPD in den Essener Stadtteil Kray die dort lebenden Menschen beunruhigt und ängstigt. Und wir müssen erleben, wie Rechtsextremisten die Unterbringung von Flüchtlingen dazu nutzen, um Hass gegen Männer, Frauen und Kinder zu schüren.

Anlässlich dieser Vorkommnisse erklären wir:

Rechtsextremismus und christlicher Glaube sind unvereinbar.

Die Bibel verkündet die von Gott allen Menschen geschenkte Würde. Sie widerspricht damit der von Rechtsextremisten verbreiteten Ideologie, dass bestimmte Menschen aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Hautfarbe weniger Wert hätten als andere.

Die Bibel verkündet die Liebe Gottes zu seinem Volk Israel – und in diese Liebe sind in Jesus Christus alle Völker eingeschlossen. Wir sagen dies in dem Bewusstsein, dass auch in den christlichen Kirchen judenfeindliche Überzeugungen viele Jahrhunderte hindurch ihren festen Platz hatten und zu unermesslichem Leid beitrugen, bevor Umkehr und Erneuerung einsetzten. Der Verantwortung dafür können und wollen wir uns nicht entziehen!

Deshalb unterstützen die Katholische und die Evangelische Kirche in Essen alle friedlichen Aktivitäten, die sich gegen rechtsextreme und fremdenfeindliche Umtriebe richten! Wir rufen alle unsere Gemeinden auf, in ihrem nachhaltigen Einsatz für Demokratie, Toleranz und Vielfalt nicht nachzulassen. Und wir ermutigen besonders die christlichen Gemeinden in Kray, die Bürgerinnen und Bürger in ihrem Bemühen um ein von Toleranz und gegenseitiger Anerkennung geprägtes Zusammenleben in diesem Stadtteil zu begleiten und zu unterstützen!

Wir bekennen uns zur Gewaltlosigkeit, zur Nächstenliebe und zur Versöhnung. Dazu verpflichtet uns die biblische Botschaft.

Essen, 7. November 2012

Dr. Jürgen Cleve
Stadtdechant von Essen

Irmenfried Mundt
Superintendent des Kirchenkreises Essen

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