Philipp-Müller-Brücke in Rüttenscheid
Leserbrief von Bernhard Trautvetter (noch nicht in der WAZ veröffentlicht)
„Die Demonstration zum Gedenken an Philipp Müller war von einem Bündnis getragen, zu dem auch die sozialdemokratischen Falken, das Friedensforum und die Bezirksschülervertretung zählen.
Bei der Demonstration vor 60 Jahren ging es nicht um Stalinismus. Es wurden auch der Sozialdemokrat Bernhard Schwarze aus Kassel und der Gewerkschafter Albert Bretthauer aus Münster durch Polizeikugeln schwer verletzt; anders als Philipp Müller überlebten sie zum Glück.
30 000 Jugendliche waren damals in Essen für den Frieden – gegen die Remilitarisierung und für einen Friedensvertrag – auf einer in der Nacht vorher wegen des starken Zulaufs verbotenen „Jugendkarawane“, zu der ein Pfarrer aus Darmstadt aus dem Umfeld von Kirchenpräsident Niemöller aufgerufen hatte.“
Leserbrief von Dietrich Keil (noch nicht in der WAZ veröffentlicht)
Sehr geehrte Redaktion,
den WAZ-Artikel vom Dienstag, 15.5. (Ehrung für einen Stalinisten geplant) möchte ich nicht unwidersprochen lassen, weil er den historischen Sachverhalt und das anliegen der demonstration am letzten Samstag verzerrt, und füge einen persönlichen Leserbrief bei mit der Bitte, ihn abzudrucken:
Leserbrief
Stalinismus-Keule
„Bizarr“ war die Demonstration zum Gedenken an Philipp Müller, 1952 das erste Polizei-Opfer der BRD nur sieben Jahre nach der Nacht der faschistischen Barbarei, allenfalls für die WAZ, eine Verhöhnung der meist jungen Demonstranten. Die Polizeikugel damals hätte auch einen jungen Christen oder Falken treffen können, die gemeinsam mit jungen Kommunisten für Frieden und gegen die Wiederbewaffnung in Rüttenscheid auf die Straße gingen. Für Frieden und gegen Militarisierung heute, darum ging es auch den Demonstranten am Samstag.
Dass es Gegenstimmen zur geplanten Umbenennung der Rüttenscheider Brücke in „Philipp-Müller-Brücke“ gibt, ist normal. Aber der WAZ bleibt es vorbehalten, erneut die Keule des „Stalinismus“ dagegen zu schwingen, ein inhaltsleerer Kampfbegriff des modernen Antikommunismus, den es zu Lebzeiten Stalins selbstverständlich nicht gab, und der erst nach der „Wende“ zum Pflichtprogramm aller Antikommunisten wurde.
Mit freundlichen Grüßen
Dietrich Keil
Ratsherr „Essen steht AUF