Eine Welt, in der wir leben
aus: Pazifismus von der Utopie zur Notwendigkeit, DFG/VK 1987
Eine Welt, in der wir leben
Die Zukunftsforschung als neuer Wissenschaftszweig entstand aus dem Dilemma, dass Zukunft nicht zu prophezeien ist. Zukunftsgestaltung ist immer ein aktiver, von Menschen getragener Prozess. Eine Vorhersage wird entweder zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, oder sie wird durch sich selbst zerstört. Aus dieser Sackgasse führten neue Forschungstechnologien heraus. Zukunftsforschung heißt also nicht prophezeien und geschehen lassen, sondern die zu erwartenden Probleme aufdecken. Die Probleme, mit denen die Menschheit in der Zukunft konfrontiert sein wird, lassen sich aus der sorgfältigen Analyse des Ist-Zustandes und der Entwicklungstendenzen ableiten. Aber ihre konkrete Form, ihre Auswirkungen und ihr Ausmaß sind noch ungewiss und müssen entdeckt und erforscht werden.
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Wir leben in einem Land, in dem es möglich ist, die bedrohendsten Probleme unserer Welt einfach nicht wahrzunehmen. Den Hunger in der sogenannten 3. Welt kann man nicht sehen, die Gefahren eines atomaren Krieges sind viel zu abstrakt und die Vergiftung unserer Umwelt ist erst an wenigen Stellen unmittelbar lebensbedrohend sichtbar geworden. Das stille Sterben und Aussterben von täglich zwölf Tier- und Pflanzenarten bleibt unbemerkt. Ist man aber nicht blind für die zugänglichen Fakten und versucht die Zusammenhänge nachzuvollziehen, dann ergibt sich das erschreckende Bild eines dramatischen Laufs zu einer katastrophalen Situation …