Wind, Flaute oder Sturm

Zur Verwendung des Wortes „Antisemitismus“

Der Sprachforscher Friedemann Vogel (Linguist der Universität Siegen) warnt vor sprachlichen Polarisierungen in politischen Debatten. Um sie zu durchbrechen, sei es wichtig und nötig, immer wieder auf Differenzierung zu achten und diese auch dem Gegenüber zuzutrauen.

Zitat aus: Sprachforscher warnt: „Manche Wörter wollen einen politischen Willen verkaufen“ / Frankfurter Rundschau 31.10.2013
https://www.fr.de/politik/krieg-in-israel-sprachforscher-friedemann-vogel-interview-woerter-politischer-willen-tbl-zr-92646505.html ( Stand:31.10.2023, 08:11 Uhr )

Der Ausdruck „Antisemitismus“ wird in der öffentlichen Debatte in den vergangenen Jahren mehrheitlich als Schlagwort verwendet, um jegliche Form von Kritik an Israel zu diskreditieren. Das Problem ist, dass dadurch für die Fälle, in denen realer Antisemitismus vorliegt, ein geeigneter Begriff fehlt: wenn alles „Antisemitismus“ ist, ist es irgendwann gar nichts mehr. Man muss nur mal in den sozialen Netzwerken schauen: Wo immer jemand allein darauf verweist, dass in Israel momentan eine rechtskonservative Regierung an der Macht ist, die noch vor wenigen Monaten massiven Gegenwind von einem großen Teil der Bevölkerung erhalten hat, schallt einem der Antisemitismus-Vorwurf entgegen.

aus: Sprachforscher warnt: „Manche Wörter wollen einen politischen Willen verkaufen“ / Frankfurter Rundschau 31.10.2013

 „Zu Israel stehen“, ohne die israelische Regierung für ihr rücksichtsloses Vorgehen gegen Palästinenser*innen zu verurteilen, macht einen nicht zu einem guten Menschen. Ebenso wenig macht es einen guten Menschen aus, „zu Palästina stehen „, ohne die Hamas für ihr rücksichtsloses Vorgehen zu verurteilen.

Palestinians and Jews for Peace: 22.10.2023 in Köln – Wind, Flaute oder Sturm (linksdiagonal.de)
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