Rebell Bochum zur Absage der Jusos

Der Jugendverband REBELL hat Bochumer Umwelt- und Jugendorganisationen zum internationalen Umweltkampftag am 06.12.2014 ab 11 Uhr am Bahnhofsvorplatz eingeladen. Martin Schottek, Vorsitzender der Bochumer Jusos lehnte wortreich ab, und veröffentlichte seine Absage. Die Antwort darauf:

REBELL Bochum 8. Dezember 2014 um 11:23

Guten Tag lieber Martin,

zufällig haben wir im Internet deinen Brief an uns entdeckt.
Es ist eigentlich üblich, einen Brief auch an den Adressaten zu schicken – aber da es dir ja auch gar nicht um einen demokratischen Meinungsstreit geht, hältst du das natürlich nicht für nötig. Naja, das spricht für sich. Eine – auch öffentliche – Antwort kriegst du trotzdem.

Warum hat der Jugendverband REBELL alle Bochumer Jugend- und Umweltgruppen – darunter auch die Jusos – zum diesjährigen internationalen Umweltkampftag eingeladen? Das ist eine durchaus berechtigte Frage, die du in deiner Ablehnung unserer Einladung aufwirfst. Diese Frage kann man beantworten, wenn man den eigentlichen Gegenstand der Einladung betrachtet. Es ging in unserem anhängenden Brief um eine Aktionseinheit zum Kampf gegen eine drohende globale Umweltkatastrophe. Wie du vielleicht mit bekommen hast, ist das nämlich ein existenzielles Menschheitsproblem geworden.

Es ist sehr bezeichnend, dass du in deiner ganzen Antwort kein einziges Wort dazu schreibst. Stattdessen setzt du andere Prioritäten und widmest deine kostbare Zeit einer für dich viel existenzielleren Frage: Dem Schreckgespenst Antikommunismus.

Es liegt auf der Hand, dass breite und neue Bündnisse notwendig sind, wenn wir die Klimakatastrophe, das Umkippen der Weltmeere, die Zerstörung der Regenwälder, die atomare Verseuchung usw. verhindern wollen. Jedem umweltbewegten Menschen ist das klar.

Dass für dich die Anbetung des Dogmas Antikommunismus wichtiger ist, spricht Bände. Du müsstest dich am Umweltkampftag natürlich mit deiner SPD-Regierung anlegen, aber dafür reicht dein Mumm wahrscheinlich nicht.

Minister Gabriel hat schließlich gerade im kleinen Kreis verkündet, dass die Klimaziele eh nicht zu erreichen seien. Deshalb könne man unmöglich aus der Kohleverbrennung aussteigen. Dass aufgrund der Entwicklung des Klimas Bangladesh oder Großstädte wie New York oder Mumbai bedroht sind – wenn juckt’s, auch hier muss man schließlich Prioritäten setzen – schließlich sind die Profite deutscher Konzerne in Gefahr! Deine SPD-Minister wollen auch das Fracking zulassen. Dass die AKWs trotz Fukushima weiterlaufen – auch dem hat die SPD zugestimmt. Die Änderung des EEG-Gesetz zulasten der Förderung der erneuerbaren Energien, klar, da stimmt man als Monopolpartei zu.

Deswegen kommen wir jetzt mal zu dem eigentlichen Kern deines Briefs: Für dich hat deine Karriere, dein Friede mit den Kapitalisten oberste Priorität. Deshalb ist es für dich wichtiger, dich von Marxisten-Leninisten abzugrenzen, als von Profiteuren der Umweltzerstörung, wie sie in den Konzernetagen und in der Regierung sitzen. Deshalb habt ihr nicht vor, euch am 6.12. an den weltweit stattfindenden Aktivitäten zum Weltklimatag zu beteiligen. Deshalb findet man auf eurer Homepage auch kein Wort zu Opel Bochum. Weil du auch hier keinen Handschlag getan hast, die Arbeiter im Kampf gegen den Weltkonzern GM zu unterstützen. Deshalb schreibst du lieber aus dem Verfassungsschutzbericht ab, anstatt dir eine objektive Meinung zu bilden.

Noch ein Wort zu Faschismus, Nichtwissen und Nichtverstehen. Wir wissen nicht, ob dir bewusst ist, dass du mit deinen Aussagen auch das Lebenswerk mutiger Sozialdemokraten mit Füßen trittst, die in KZs ihr Leben ließen. Du schreibst allen Ernstes, dass die „revolutionäre Arbeiterklasse in der völkischen Gemeinschaft aufging“. Lieber Martin, die revolutionäre Arbeiterklasse wurde von den Faschisten dahin gemetzelt, ihre Organisationen sämtlich verboten, ihre Vertreter – Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Kommunisten – in den KZs zu Tausenden ermordet. Was Demagogie der Nazis war, um ihren Faschismus zu tarnen („Nationalsozialismus“, „völkische Gemeinschaft“) nimmst du beim Wort. Und ja, natürlich war der Hitler-Faschismus das Ergebnis einer „Verschwörung“ des Monopolkapitals. Wie kannst du diese historische Tatsache als „Jungsozialist“ bestreiten. Die Rolle der IG Farben, von Thyssen und Krupp bei der Förderung der NSDAP ist tausendfach bewiesen, das solltest du eigentlich in irgendeinem JuSo-Grundkurs gelernt haben. Vielleicht ist dir auch aufgrund dieses Nichtwissens entgangen, dass maßgeblich durch die Oktoberrevolution unter Führung Lenins nicht nur der Terror des I. Weltkriegs beendet wurde, sondern unter Führung Stalins auch der Terror der Hitlerfaschisten besiegt und Europa befreit wurde. Selbst wenn für dich die Adenauer-BRD die befreite Gesellschaft darstellt – auch sie war nur möglich, weil die Rote Armee den Hitler-Faschismus besiegte.

Im Übrigen hatte der Antikommunismus in der SPD-Führung auch den Hauptanteil daran, dass die antifaschistische Einheitsfront zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten in den 30er Jahren nicht zustande kam. Das war der Arbeiterbewegung eine bittere Lehre, aus der du keinerlei Schlüsse ziehst.

Dein Problem ist, dass dein Denken einfriert, sobald du dich mit dem etablierten kapitalistischen System anlegen müsstest. Emanzipation bedeutet für dich, auf der Karriereleiter nach oben zu klettern und endlich auch im Wohlstand der Herrschenden leben zu können. Mit den Klimaflüchtlingen in Bangladesh willst du sicher nicht gleich gestellt sein – mit den Herren Bundestagsabgeordneten umso lieber. Wenn das deine Vorstellung von Emanzipation ist – dann sind wir gerne das Hindernis.

Mit freundlichen Grüßen,

REBELL Bochum