Wind, Flaute oder Sturm

Halstuch für den Friedenskampf: Pablo Picasso starb vor 50 Jahren

https://www.rf-news.de/2023/kw14/pablo-picasso-kuenstler-und-kaempfer-starb-vor-50-jahren

Am 8. April 1973 verstarb Pablo Picasso mit 92 Jahren. Als Maler war und ist er weltbekannt, wenn auch nicht immer geschätzt. Als Kommunist und Kämpfer gegen imperialistische Kriege polarisierte er.

Von js/cw

Freitag,  07.04.2023,  18:00 Uhr

1951 entwirft Picasso als Symbol der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung – seine Friedenstaube. Damals wurden auch die  Weltfestspiele der Jugend 1951 in Berlin (DDR)  vorbereitet. Jugendliche besuchen ihn und bitten um die Gestaltung eines Halstuchs. Er kommt ihrer Bitte nach: Vier junge Menschen mit verschiedener Hautfarbe vereint um eine Friedenstaube mit Ölzweig. In Berlin verbreitet sich das Tuch in Windeseile und wird von vielen  Friedensaktivisten getragen.

Wie kam es dazu? Bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 zerbrach die Anti-Hitler-Koalition. Der US-Imperialismus verkündete 1947 die antikommunistische „Truman-Doktrin“: der wachsende Einfluss der Sowjetunion und des sozialistischen Lagers sollte mit allen Mitteln eingedämmt werden. Der „Kalte Krieg“ begann 1948/49 mit der Spaltung Deutschlands und Berlins durch die Westmächte, Ausbau der BRD zum Bollwerk gegen den Kommunismus, Gründung der NATO, beginnende Wiederaufrüstung Westdeutschlands. Aber auch der antikoloniale Kampf flammt auf und die Volksrepublik China wird gegründet. Ein neuer Weltkrieg ausgehend vom US-Imperialismus drohte. 1950 forderte der Weltfriedensrat die Ächtung der Atomwaffen. Dazu mobilisierte die Jugend der Welt, international entstand  mit dem „Stockholmer Appell“ eine Friedens-Bewegung.

Picasso wirkte bereits 1936 mit seinen künstlerischen Fähigkeiten für die spanische Republik und gegen den Franco-Faschismus. 1944 trat er in die französische kommunistische Partei ein. Damals hatte er schon aufgrund seiner künstlerischen Schaffenskraft international ein hohes Ansehen und seine Kunst bereits einen hohen Marktwert. Als er sich aber für die weltweite antiimperialistische Friedensbewegung einsetzt, zu Friedenskongressen nach Polen und in die DDR reist, steht er den imperialistischen Zielen der USA im Weg: In Amerika legt der FBI für ihn eine Akte an, die USA verhängt ein Einreiseverbot und die Preise für seine Werke fallen.

Auch in der BRD stellte sich die noch stark von „arischer Kunst“ beeinflusste offizielle bürgerliche Kunstkritik gegen Picasso. Er sei viel zu abstrakt. In Wahrheit ging es um seine Person, die man antikommunistisch verurteilte in dem man seine Kunst formal ablehnte. Nachdem Picasso erst bekämpft wurde (1), hat man in den folgenden Jahrzehnten ihn einfach als „unpolitischen“ Künstler behandelt und so sein weltanschauliches und politisches Anliegen zum Tabu gemacht.

In den letzten zehn Jahren wurde Picasso vom vermeintlich unpolitischen Maler zunehmend wieder zum politischen Künstler. Mehrere Ausstellungen befassten sich mit Themen wie: „Picasso und der Krieg“ oder „Picasso, Frieden und Freiheit“. In diesem Zusammenhang wurde auch geklärt, dass Picasso, nicht wie oft behauptet, aus der KPF wieder ausgetreten sei, sondern bis zu seinem Tod Mitglied war.

Die Kölner Ausstellung „Der geteilte Picasso“ (2021) führt diese Tendenz fort. Picassos gesellschaftliche Wirkung und ihre Reaktion legen offen: Der Mythos von der „Ideologiefreiheit“ in Politik, Wissenschaft oder Kultur ist in Wirklichkeit eine Lüge. Mit seiner konsequenten Haltung gegen imperialistische Kriege steht er – erst recht angesichts des beiderseits ungerechten Kriegs um die Ukraine – allen heutigen Kriegstreibern immer noch im Weg. Auch dafür ehren wir ihn an seinem 50. Todestag.

Quellen & Links

(1) 1955 bittet das Auswärtige Amt in der Picasso-Ausstellung in München „solche Bilder fortzulassen, die politischen Charakter … haben.“

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