4.6.2022: Gesprächsrunde „chemisches Recycling“beim PJT
Wenn die Erdölindustrie von Umweltschutz redet … sind Wachsamkeit und Widerstand angesagt!
Vermüllung, Vergiftung und Verschmutzung der Welt gehören zu den Hauptfaktoren für die Entwicklung einer globalen Umweltkatastrophe. Besonders der Plastikmüll ist zu einer Mammutaufgabe geworden, die dringend planmäßig angepackt werden muss.
Weltweit werden jährlich mehr als 450 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert, nur 10 Prozent werden wiederverwertet, der Rest landet auf den Weltmeeren, auf Müllkippen oder in der Müllverbrennung.
Bei der chemischen und Erdöl-Industrie herrscht eine bestimmte „Goldgräberstimmung“: Einerseits können sie derzeit im Windschatten des Ukraine-Kriegs Traumpreise und Traumprofite scheffeln. Andererseits kommen sie durch die drohende Umweltkatastrophe und das gestiegene Umweltbewusstsein der Menschen unter Druck – also, die Flucht nach vorne. BP, BASF, Shell, Exxon usw. werden zu „Vorreitern des Umweltschutzes“. Sie wollen jetzt überall große Anlagen zum sogenannten „chemischen Recycling“ von Plastik aufbauen, bis 2030 sieben Milliarden Euro investieren.
Dazu winken Milliarden schwere Fördermittel von EU und Regierungen. Aktuell entbrennt darum die Auseinandersetzung um ein Projekt von BP in Gelsenkirchen.
Lukas Günther/SPD: „ein Vorzeigeprojekt der Transformation, an dem sich Unternehmen weltweit ein Beispiel nehmen können“.
„BP hat die Zeichen der Zeit erkannt und sucht nach klima- und umweltfreundlichen Alternativen“ so Irene Mihalic, MdB Grüne. Und das zu einem Verfahren, das nicht einmal vom Umweltbundesamt als Recycling anerkannt wird! Es entstehen Giftstoffe von PAKs (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) bis hin zu Dioxin. Und am Ende bleiben 15–20 Prozent belastete „Reststoffe“/Schlacke. Dazuhin ist dieses Verfahren nur profitabel, wenn riesige Mengen Kunststoff verarbeitet werden. Und die müssen dann von überall her angekarrt werden. Im Endeffekt wird unter „grünem“ Label eine neue Umweltzerstörung organisiert und staatlich gefördert.
So entfaltet sich auch der Widerstand, mittendrin die Umweltgewerkschaft. Es geht aber eben nicht um ein regionales, sondern um ein europaweites Programm.
Was steckt dahinter? Wie müssen wir das technisch einschätzen?
Was tun – wie können wir den Widerstand dagegen entwickeln?
Ob Müll oder Klima – statt Lösungen wird uns nur Greenwashing angeboten.
Brauchen wir nicht eine andere Gesellschaft, um im Einklang mit der Natur zu leben?
Das wollen wir in einer Gesprächsrunde auf dem Pfingstjugendtreffen beraten.
Wann: Samstag, 4.6.2022, von 14:30–16.00 Uhr
Wo: Umwelt-Treffpunkt beim Pfingstjugendtreffen in Gelsenkirchen, auf der Trabrennbahn (Nienhausenstraße 4)
Was ist „chemisches Recycling mit dem Pyrolyse-Verfahren“?
Unter Druck, hoher Temperatur und Luftabschluss werden die Kunststoffe zersetzt zu einem Pyrolyse-Öl, das wie Rohöl wieder in der Raffinerie verarbeitet werden kann.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schreibt dazu: „Die Versprechen der Industrie zur Umweltfreundlichkeit des chemischen Recyclings entbehren jeder Grundlage. Diese unausgereifte Technologie ist hochriskant und hat massive Umweltauswirkungen …
Es entstehen giftige Chemikalien, die in aufwändigen Aufbereitungsprozessen wieder entfernt werden müssen und als gefährliche Abfälle zurückbleiben.“
Zudem wird ein hoher Energieaufwand betrieben.
Beim herkömmlichen Kunststoff-Recycling wird der Abfall zerkleinert, gereinigt, geschmolzen und zu Pellets geformt, die dann für neue Kunststoff-Produkte verwendet werden können. Das ist ein umweltfreundliches und energiesparendes Verfahren, das allerdings nur für sortenreine Kunststoffe funktioniert.
Ein geeignetes Verfahren auch für gemischte Kunststoffe ist das Kryo-Recycling, bei dem die Abfälle mit einem energiesparenden Kühlverfahren tiefgefroren, fein gemahlen und getrennt werden. Die Technik dazu ist seit Jahren ausgereift, das Verfahren wird aber von Industrie und Müllverbrennungs-Lobby blockiert.
Ein Problem bleiben die vielen gefährlichen und giftigen Zusatzstoffe im Plastik.
Gefordert werden muss deshalb ergänzend die Entwicklung von recycling- und gesundheitsgerechten Kunststoffen.