Wind, Flaute oder Sturm

Abschied von Gerd Deumlich

Gerd Deumlich, Mitglied im Bundesausschuss der VVN-BdA und Verantwortlicher Redakteur der Marxistischen Blätter ganz plötzlich und unerwartet verstorben.

Die Trauerfeier für Gerd Deumlich findet am 10. Mai 2013 ab 12.30 Uhr in der Trauerhalle des Essener Süd-West-Friedhofes, Fulerumer Straße statt.

Im Gedenken an ihn erinnern wir an seine Rede am 12.5.2012 aus Anlass des 60sten Todestages von Phillipp Müller:

Gerd Deumlich am 12.5.2012 zu Phillipp Müller

Es folgt die Antikriegstagsrede vom 1. September 2012 im Rahmen der Essener Friedenswochen „Vom Antikriegstag zum Weltfriedenstag der UNO“:

Antikriegstag 2012 Gerd Däumlich

Es ist gut, durch einen Antikriegstag die Erinnerung wachzuhalten an die Menschheitsbedrohung, die vor 7 Jahrzehnten begann, als das faschistische 3.Reich den 2. Weltkrieg vom Zaune brach. Der Dichter Bert Brecht hatte zu Recht gemahnt: „Das Gedächtnis der Menschheit an erduldete Leiden ist erstaunlich kurz“.

Aus diesen Leiden aber entstand die verpflichtende Maxime: NIE WIEDER FASCHISMUS – NIE WIEDER KRIEG! Heute ist zu fragen: was ist daraus geworden?
Nie wieder Faschismus? Wir haben keinen Faschismus -Sonst könnten wir uns hier nicht versammeln. Aber wir plagen uns herum mit dem demagogischen bis mörderischen Treiben von Neonazis. In Dortmund wollten sie wieder zu ihrem „nationalen Antikriegstag“ aufmarschieren mit der entlarvenden Lösung: Nie wieder Krieg – nach unserem Sieg.

Was müssen die sich noch leisten, bis man sich endlich zu einem NPD-Verbot entschließt? Da ist es schon ein Erfolg für die antifaschistischen Kräfte, dass erstmals das Bundesverfassungsgericht ein Verbot von Naziaufmärschen bestätigt hat. Nie wieder Krieg?

Den haben wir längst seit sich Deutschland 1999 an dem NATO-Krieg auf dem Balkan beteiligte. Und der damalige Militärminister wollte uns einreden, dass Deutschland dadurch „endgültig in der Gemeinschaft der westlichen Demokratien angekommen ist“. Seitdem soll gelten, dass Krieg gut ist für Demokratie. Wollen wir uns damit abfinden, dass eine uralte militaristische Maxime – das vorgeblich natürliche Recht des Staates, Krieg zu führen – als Normalität für Deutschland wiederhergestellt worden ist? Deutschland nimmt aktiv am Krieg in Afghanistan teil, der schon länger Dauert als die zwei Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts. Gehen Auslandseinsätze der Bundeswehr in Ordnung, weil das Kriegsgeschehen sich nicht mehr auf dem Territorium Europas austobt? Ist die Welt dadurch friedlicher geworden? Leitet etwa der angekündigte Abzug der NATO-Kampf- Truppe, auch der Bundeswehr, vom afghanischen Kriegsschauplatz eine friedliche Periode ein? Keinesfalls! Die Strategie der NATO, der Deutschland verpflichtet ist, richtet sich erklärtermaßen auf weitere Kriege ein.

Für Syrien wird eine nichtmilitärische Lösung ausgeschlossen, Deutschland trägt durch maritime Aufklärung zum Bürgerkrieg dort bei. Als drittgrößter Rüstungsexporteur liefert Deutschland schwere Waffen in die kriegsschwangere Krisenregion Naher Osten.

Das sind keine guten Nachrichten zu einem Antikriegstag. Bei seinem Antrittsbesuch an der Führungsakademie der Bundeswehr äußerte Bundespräsident Gauck sein stolzes Erstaunen: „Die Bundeswehr auf dem Balkan, am Hindukusch und vor dem Horn von Afrika … wer hätte es etwa vor 20 Jahren möglich gehalten?“ Eben. Aber Herr Gauck will das nicht etwa korrigieren, sondern lobt es, dass unsere Soldaten „heute ausgebildet werden mit der klaren Perspektive, in solche Einsätze geschickt zu werden Und Minister de Maizire erklärt: „Prinzipiell gibt es keine Regionen, in denen Deutschland nichts zu suchen hat“. Soll das unwidersprochen zur heutigen Normalität in Deutschland gehören? Dann würden wir uns auf eine ungute Zukunft einlassen.

Noch besteht die Chance, eine Perspektive der Abrüstung und friedlicher Lösungen durchzusetzen. Dann hätte die Maxime: Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg, ihren Sinn nicht verloren.

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