Mao / China / Kulturrevolution

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Die Kulturrevolution in China Zurück zu Mao?

Anfang Mai ist die inoffizielle Hymne der chinesischen Kulturrevolution wieder in Peking aufgeführt worden: Dongfang hong – der Osten ist rot. Nicht irgendwo wurde das Loblied auf den Großen Vorsitzenden Mao Zedong gesungen, sondern in der Herzkammer der chinesischen Nation: in der Großen Halle des Volkes am Tiananmenplatz, in der die Kommunistische Partei (KP) ihre Parteitage und Volkskongresse abhält. „Auf den Feldern der Hoffnung“ nannte sich die Veranstaltung, bei der mit „roten Liedern“ und Propagandapostern („Menschen aller Welt vereinigt euch, um die amerikanischen Invasoren und ihre Lakaien zu bezwingen“) der Geist der Kulturrevolution wiedererweckt wurde. Doch das war selbst für viele an Propaganda gewöhnte Chinesen zu viel.

Die Zensurbehörden wiesen die Medien an, Hinweise und Berichte zu der Veranstaltung zu löschen oder zu unterlassen. Intellektuelle und Angehörige von Opfern der Kulturrevolution empörten sich. „Wir müssen unsere Wachsamkeit gegen eine Wiederkehr der Kulturrevolution und auch gegen die extrem linke Ideologie verschärfen“, schrieb die Chinesin Ma Xiaoli in einem Protestbrief an die KP-Führung. Ihr Vater, der Revolutionspolitiker Ma Wenrui, war während der Kulturrevolution für fünf Jahre in einem Militärgefängnis verschwunden.


https://www.neues-deutschland.de/artikel/782919.das-chinesische-volk-ist-aufgestanden.html

»Das chinesische Volk ist aufgestanden«

Gedanken eines »Rechtsabweichlers« zum 50. Gründungstag der Volksrepublik

Professor Zhou Chun, geboren 1926 in Shanghai, lebt als Schriftsteller und Publizist in Berlin

ND-Foto: Burkhard Lange

Von Prof. Zhou Chun

Zhou Chun ist ein Feigling! Mao Zedong und die KP haben sein Leben ruiniert. Aber er hat nicht einmal den Mut, sie zu hassen.« Ich kenne den Vorwurf wie auch die Frage: »Wie kann ein Mensch sein Land lieben, in dem er wegen berechtigter Kritik an der KP 22 Jahre lang in Gefängnissen und Lagern Zwangsarbeiten musste?« Tatsächlich ist es an der Zeit für mich, den einstigen »Rechtsabweichler«, den »Feind der Partei, des Volkes und des Sozialismus«, über China und mich Rechenschaft abzulegen. Am Vormittag des 1. Oktober 1949 stand ich nahe dem Torturm des Tiananmen und hörte Mao sagen: »Das chinesische Volk ist aufgestanden!« Es gab an diesem Herbsttag auf dem Tiananmen-Platz kaum ein Paar trockener Augen: Wir jubelten und weinten; Euphorie und Trauer hatten uns überwältigt. Szenen aus meiner Kindheit in Shanghai liefen vor meinem inneren Auge ab: Ich heulte in einer französischen Polizeistation. Ein vietnamesischer Sklave der französischen Kolonialherren hatte mich dorthin geschleppt. Ich war nicht einmal 10 Jahre alt. Kaum 15 war ich, als man mich auf einer britischen Polizeistation kahl zu scheren drohte. Dorthin hatte mich ein russischer Wächter geschleift. Und eines Morgens stand ich auf dem Balkon und sah japanische Panzerwagen an unserem Haus vorbeirollen. 18 Jahre lang lebte ich als

Sklave von Sklaven fremder Mächte in einem »souveränen« Land.

Nun aber waren wir aufgestanden. Unter Führung Maos hatten wir sämtliche ausländischen Militärkräfte aus dem Land vertrieben, das verräterische Guomindang-Regime gestürzt und eine Volksrepublik gegründet. Wir waren zwar noch sehr arm, aber wir hatten ein Dach über dem Kopf, Chinesen mussten nicht mehr massenhaft verhungern, das Volk erholte sich von langen Jahren des Krieges und der Unruhen. Es war eine goldene Zeit.

Von Sieg und Erfolg berauscht, merkte kaum jemand, dass hinter der aufgehenden Sonne dunkle Wolken lauerten. An das Sprichwort »Jenseits seiner Grenze verkehrt sich jedes Ding in sein Gegenteil« dachte niemand. Dafür wurden wir schwer bestraft. Der Gipfel von Maos Karriere war auch der Anfang seines Niedergangs. Mao war keine Ausnahme von der Regel »Macht verdirbt den Charakter«. Er hatte ein altes Haus niedergerissen, eine große Leistung, doch dem Aufbau eines neuen Hauses war er nicht gewachsen. Nur wollte er davon nichts wissen. »Immer und überall haben Laien die Fachleute geführt«, behauptete er und fing an, die Volksrepublik laienhaft zu führen. Die Folgen sind bekannt: drei Jahre landesweiter Hungersnot nach Maos »Großem Sprung nach vorn«, zehn Jahre bürgerkriegsähnlicher Zustände während Maos »Großer Proletarischer Kulturrevolution«. Niemand weiß genau, wie viele Menschen wegen Maos »laienhafter« Führung starben. Jeder weiß aber, dass wir 2 7 kostbare Jahre verloren.

Trotzdem löschten Maos gravierende politische Fehler seine früheren Verdienste nicht aus. Er bleibt der Gründer der Volksrepublik. Sein Bildnis hängt mit Recht am Tiananmen-Turm. Aber wäre nicht alles zu vermeiden gewesen? Was ist aus Maos Fehlern zu lernen?

Für mich ist klar- Niemand kann Führer werden, wenn niemand sich führen lässt. Maos Machtgier und der Mao-Kult haben einander ergänzt und gefördert. In diesem Sinne war der lange Irrweg Ergebnis einer Kollektivschuld mit Mao als Hauptschuldigem. Die Chinesen hatten sich immer einen guten Kaiser gewünscht, der sich um jeden und alle kümmert. Der Kaiser verstand sich als »Sohn des Himmels« und verfügte über die absolute Macht; die Untertanen waren ihm gegenüber zu Gehorsam und Loyalität verpflichtet. War Maos 27-jährige Herrschaft wesentlich anders?

Um seine Herrschaft zu festigen und auszubauen, stellte Mao nach der Gründung der Volksrepublik nicht den Aufbau des Landes in den Mittelpunkt, sondern suchte nach seiner Klassenkampftheorie Feinde, wo es keine Feinde gab. Sogar der Vorsitzende der Volksrepublik, Liu Shaoqi, fiel Maos Wahn zum Opfer. Angesichts dessen war ich lediglich ein unglückliches Opfer der Geschichte. Weder Mao noch die KP waren meine persönlichen Feinde. Warum sollte ich sie hassen?

Wir Chinesen sind lernwillig und lernfähig – ein wichtiger Grund dafür, dass China wie ein uraltes, riesengroßes Segelschiff auf turbulentem Meer trotz wiederholter Kentergefahr Kurs hält. Mao glaubte an den direkten Übergang vom Feudalismus zum Sozialismus. Er verwechselte Reichtum mit Kapitalismus und Armut mit Sozialismus. Deng Xiaoping korrigierte diesen Fehler. Seine Parole »Reich werden ist glorreich« öffnete eine Schleuse. Und siehe da: Elan und Schöpferkraft des Volkes erfassten auf einmal das ganze Land! Meine Landsleute nehmen ihr Schicksal in die eigenen Hände und jeder versucht, sein materielles Leben zu verbessern.

Ja, verglichen mit Nachbarländern sind wir immer noch relativ arm und rückständig. Aber wir haben angefangen und hoffen auf rasche Entwicklung und große Fortschritte. Ohnehin darf man nicht nur horizontal vergleichen, obwohl solcher Vergleich ernüchtert und zu größeren Anstrengungen anspornt, sondern auch vertikal. Etwa 80 Prozent der Chinesen leben noch heute auf dem Lande, jeder Schritt der Modernisierung bzw. der Industrialisierung kostet uns doppelte Mühe. So gesehen haben wir seit der Gründung der Volksrepublik gigantische Schritte vorwärts getan.

Warum sollte ich dieses Land nicht lieben? Ein Land, mit dem mich nicht nur Enttäuschung und Verzweiflung, sondern auch Hoffnungen und Erwartungen, nicht nur Trauer und Leid, sondern auch Freude und Glück verbinden?

Ich liebe mein Land auch, weil viele es offenbar hassen. Allein die Tatsache, dass China ein kommunistisches Land ist, das sich weigert, nach der Pfeife des selbsternannten »Weltführers« zu tanzen, ist Grund genug für Irritation. Kein Land ist perfekt. Selbstverständlich darf jeder China kritisieren. Fragt sich nur, ob als Freund, um zu helfen, oder wie ein Feind, um China zu vernichten? Henry Kissinger, der ehemalige USA-Außenminister, sagte angesichts der Beschuldigung, China habe nukleare Geheimnisse der USA gestohlen: »Man kann keine Zeitung aufschlagen, die nicht eine Attacke gegen China enthält. Das ist Nostalgie der Konfrontation.« Wie wahr! »Der Kalte Krieg ist vorbei«, sagt man heute gern. Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist der heiße Krieg wieder sehr in.Mode gekommen. Alle nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten Normen der internationalen Ordnung scheinen hinfällig geworden zu sein. Gelangweilte Männer freuen sich an einem alten Spiel: Bombardement! Höchst amüsant! Zumal sie selbst nicht dafür bezahlen müssen.

Ich bin stolz darauf, ein loyaler Bürger meines Landes geblieben zu sein. Ich erwähne dies, weil es auch Chinesen gibt, die ihrem Land den Rücken gekehrt haben. Jeder nach seiner Fasson. Was mich betrifft, »bleibe ich im Leben ein chinesischer Mensch, werde nach dem Tode ein chinesischer Geist«.


https://www.mlpd.de/2014/kw41/die-grosse-proletarische-kulturrevolution-in-china-und-ihre-bewertung-ein-briefwechsel

Die Große Proletarische Kulturrevolution in China und ihre Bewertung – ein Briefwechsel


https://www.mlpd.de/2016/kw25/50-jahre-kulturrevolution-im-china-mao-zedongs-eine-revolution-die-die-seele-beruehrt

50 Jahre Kulturrevolution im China Mao Zedongs: „Eine Revolution, die die Seele berührt“ … Wer auf der Suche ist nach einer echten Alternative zum krisengeschüttelten Kapitalismus fragt sich natürlich nicht nur, wie eine sozialistische Gesellschaft erkämpft werden kann.