Politischer Aschermittwoch der MLPD in Gelsenkirchen 2011

Der diesjährige politische Aschermittwoch der MLPD in Gelsenkirchen stand ganz im Zeichen des Frauentages. Hauptrednerin war Gabi Gärtner, was sogar die Gelsenkirchener Grünen in einem Flugblatt zum Frauentag erwähnenswert fanden. Ich war dabei, und kann daher berichten.

ein Bericht von Olaf Swillus

Um 17.30 Uhr, dachte ich, sollte die Veranstaltung beginnen, und wie so oft hatte ich mich um fünf Minuten verspätet.

Da ich nicht den Ruhrchor verpassen wollte, der zu Beginn spielen sollte, hatte ich es eilig und kam ganz ausser Atem an. Dann stellte sich aber heraus: 17.30 Uhr war erst Einlaß gewesen und die Musik und die Reden begannen erst eine Stunde später. Viel Zeit also sich umzuschauen, Essen und Trinken zu holen, sich einen Platz an einem Tisch zu suchen, und sich mit den anderen schon zahlreich vorhandenen Gästen bekannt zu machen.

Ein Teilnehmer ging mit einem grünen Flugblatt durch die Reihen und zeigte ganz aufgeregt, was er bemerkenswert fand:

Die Gelsenkirchener Grünen hatten die MLPD-Veranstaltung zum politischen Aschermittwoch in ihrem Flugblatt erwähnt und beworben. Wer Mitglied in der MLPD ist, ist es wohl nicht gewohnt von Aussenstehenden so viel Wohlwollen zu erfahren.

Das war dann auch ein Thema der Rede von Gabi Gärtner, in der sie sich über die völlige Überschätzung des Verfassungsschutzes lustig machte, der der MLPD so viel zutraut, sogar die alleinige Organisation der Weltfrauenkonferenz in Venezuela. Die MLPD helfe gerne mit, wolle sich aber auch nicht mit fremden Federn schmücken. Auch mit einigen DKP-Kommunisten wurde ein Hühnchen gerupft, denn in den marxistischen Blättern, dem theoretischen Organ der DKP, war zwar erstmalig ein Beitrag von Monika Gärtner-Engel, die dem ZK der MLPD angehört, über die Weltfrauenkonferenz erschienen, gleichzeitig wurde diese Konferenz aber von dem Journalisten Andre Scheer in der Jungen Welt wegen der Beteiligung von MLPD-Frauen als „Merkwürdige Veranstaltung“ bezeichnet. Das forderte natürlich zu Kritik heraus, die mit beißendem Spott verbunden war. Streit unter Linken. Da tat das grüne Flugblatt gut, das einfach und ohne Kommentar auf eine MLPD-Veranstaltung hingewiesen hatte.

Später kamen die Politiker der „bürgerlichen“ Parteien in den Fokus. Star des Abends, „Gutti“, dessen Leistungen in sehr ironischer Weise gewürdigt worden sind, – hatte er doch einen Text aus vielen Versatzstücken zusammengestellt, ohne das man es dem Text auf Anhieb anmerken konnte. Wer kann das schon.

Nach der Rede eine Pause, in der auch für den Wahlkampf in Sachsen-Anhalt gesammelt wurde. Über 600 Euro kamen zusammen. Und dann wieder Ruhrchor und Musik. Ein Genosse trat auf die Bühne und trug zum Entzücken vieler Zuschauer in bestem Bayrisch die bekannte Geschichte vom Münchener im Himmel vor.

Später kam „Herbert Knebel“, so wurde er jedenfalls angekündigt, auf die Bühne, sagte aber gleich, das er das „Plagiat“ sei. Nach allem was vorher über „Gutti“ gesagt worden war, war kar: Er spielt nur Herbert Knebel, ist es aber nicht. Doch in Knebel-Manier redet er dann darüber was er mit neuer Elektronik und IPod, IPhone und IPad alles erlebt habe. Dann habe er gesehen, dass die MLPD auch mit dieser verrückten Mode zu tun habe. Er habe nämlich „ICOR“ auf einer Fahne der MLPD gelesen. Huch, fragt er sich. Fangen die Marxisten-Leninisten jetzt auch an zu spinnen? Aber eine MLPD-Frau habe ihm dann aber an einem Stand erzählt, dass ICOR nichts mit IPod zu tun habe. Dass ICOR tatsächlich ein neues internationales Bündnis revolutionärer Parteien sei. Das sei doch etwas völlig anderes. Dass man das doch feiern müsse. Ja, sagt Knebel, das habe er sich dann auch nicht zweimal sagen lassen und sich gleich mal eine Flasche Bier gegönnt. Aber die Frau von der MLPD, die war so eine Raffinierte, die habe ihm gleich auch noch eine Rote Fahne verkauft.

Der politische Aschermittwoch endete dann gut gelaunt mit dem gemeinsamen Gesang des Traditionsliedes aller Linken, der Internationalen. Es wurde mit viel Ernst und Würde gesungen, und mit musikalischer Begleitung vom Keyboard aus. Ganz verhalten ballte sich dabei auch die eine oder andere Faust und erhob sich während des Singens. Ich sang mit, und verspürte im Nachklang des Aschermittwochs Lust mich näher mit diesem Lied zu befassen: ( Hier ein erstes Ergebnis: ) Olaf Swillus.

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