Wind, Flaute oder Sturm

Werbung für Bundeswehr und Kriegskurs …

Marketingkampagne der Bundeswehr:
Waffenappell

8. Juli 2022, 11:12 Uhr
https://www.sueddeutsche.de/medien/bundeswehr-youtube-rekruten-1.5616215

Joachim Käppner von der Süddeutschen Zeitung meine

Aus guten Gründen sind die heutigen Deutschen auch ein Menschenalter nach dem Zweiten Weltkrieg ja eher militärskeptisch; aber der Mordfeldzug Putins gegen die Ukraine und die plötzliche Wiederkehr des Krieges nach Europa hat Gewissheiten und Gewohnheiten über Nacht tief erschüttert. Nicht nur durch die 100 Milliarden Euro im Zuge der „Zeitenwende“ wird die Bundeswehr als Armee, die notfalls Land und Bündnis verteidigen kann, wieder deutlich mehr geschätzt und anerkannt. Und es könnte Schlimmeres geben als eine Eigenwerbung, die zumindest halbwegs realitätsnah ist.


Werbung für Bundeswehr und Kriegskurs

Antimilitaristische Aufklärung über „Semper Talis“ ist erforderlich!

Sonntag,  17.07.2022,  18:00 Uhr

in RF-News, dem Online-Portal der Roten Fahne (MLPD) gibt es eine gelungene Besprechung der neuen Bundeswehr-Werbekampagne, die auch auf die Inhalte des Films eingeht. Am Ende geht es wieder um das Wort „Stolz“, dass in den Werbefilmen der Bundeswehr gelegentlich vorkommt. Dem wird gegen Ende der Besprechung entgegen gehalten, was sich wirklich lohnt, um darauf stolz sein zu könnnen


https://www.rf-news.de/2022/kw28/antimilitaristische-aufklaerung-ueber-semper-talis-ist-erforderlich-1

Die Rebellion gegen diese Verhältnisse, der aktive Widerstand dagegen und gegen die Gefahr eines dritten Weltkriegs, das ist heute die Aufgabe der Jugend, und jeder junge Mensch kann wirklich stolz sein – wenn er lernt, hinter die Kulissen dieses Krieges zu blicken, Vertrauen in die eigene Kraft zu entwickeln und Teil der internationalen Widerstandsbewegung gegen den Krieg zu werden. Dagegen bedeutet Stolz auf „unser Land“ oder „unseren Staat“ heute nichts anderes als Unterordnung und Unterstützung der imperialistischen Kriegsvorbereitung.


Das Wachbataillon „Semper Talis“ beim Verteidigungsministerium ist Aushängeschild der Bundeswehr. „Semper talis“ bedeutet „Immer gleich“. Werden Staatsgäste mit militärischen Ehren empfangen oder scheidende Bundeskanzlerinnen mit einem Großen Zapfenstreich geehrt, sind die Soldatinnen und Soldaten von „Semper Talis“ immer dabei. Jetzt hat die Bundeswehr eine militaristische YouTube-Serie drehen lassen.

Von nek

Sonntag,  17.07.2022,  18:00 Uhr

Sie versucht, den Militarismus und die Verpflichtung bei der Bundeswehr zu einem Ideal der Jugend zu machen. Dazu zeigt sie die Ausbildung beim Wachbataillon der Bundeswehr in Berlin. Man lernt die beiden sympathisch wirkenden Neulinge Philipp und David kennen. Im Lauf der Serie werden sie Dinge sagen wie: „Ich will Grenzen überwinden lernen“ oder nach einer schwierigen Ausbildungseinheit: „Ich bin stolz auf das, was ich nun kann“.

Sie haben tatsächlich gelernt, Grenzen zu überwinden, z.B. vor etwas Angst zu haben, sich aber nicht davon beherrschen oder abhalten zu lassen. Sie haben „Disziplin und Ordnung“ gelernt und das Schießen und Treffen. Aber nicht für sich und für ihre Klasse. Sie lernten vielmehr Drill und Kadavergehorsam für einen Staat, der sich aktiv auf einen Weltkrieg vorbereitet. Sie lernten Skrupel abzulegen, als Arbeiter auf andere Arbeiter zu schießen, sie eigneten sich einen falschen Stolz an und ließen sich einreden, sie seien etwas Besonderes. In Wirklichkeit hat man sie dazu gebracht, stolz auf ein imperialistisches Deutschland zu sein und ihre Köpfe militaristisch vernebelt.

Ja, die Jugend braucht Disziplin, Willenskraft, Mut und Zusammenhalt – sie braucht dies aber für ihre eigene Zukunft und für den Kampf um Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung, damit die Menschheit eine Zukunft hat! Es ist kein Ideal der Jugend, als Kanonenfutter eingespannt zu werden – und wenn man noch so cool den Motorradführerschein obendrein bekommt!

Auch junge selbstbewusste Frauen treten in den Filmen auf. Eine davon betont, dass sie durch die Bundeswehr ihren Traum, Musikerin zu werden, verwirklichen konnte. Die Bundeswehr von der Muse geküsst? Ein Traum, den man um den Preis der Verpflichtung in der Militärmaschine verwirklicht, der kann schnell zum Alptraum werden und im Kanonendonner untergehen. Und haben diese jungen Menschen etwa vergessen oder wollen sie lieber nichts wissen von den zahlreichen ans Licht gekommenen rechtsextremen, faschistoiden und sexistisch-erniedrigenden Umtrieben?

Die netten jungen Männer verkünden, sie seien stolz darauf, Deutschland zu repräsentieren, immerhin gäben sie das erste Bild ab, das ein ausländischer Staatsgast auf dem Flughafen bekommt. Es fällt schwer zu glauben, dass jemand so einen Unsinn freiwillig von sich gibt. Für den ausländischen Staatsgast sind sie anonyme Soldaten im Auftrag einer imperialistischen Armee, da interessiert nicht der Mensch in der Uniform und kein Gesicht wird in Erinnerung bleiben.

Mit dem stolzen Repräsentieren des imperialistischen Deutschland und seiner arbeiterfeindlichen Regierung wenden sich die jungen Soldaten gegen die Interessen der Arbeiterklasse, der Klasse, aus der die meisten von ihnen stammen. So hat der Wirtschaftsminister dieser Regierung vor kurzem angekündigt, dass im kommenden Winter, wenn es womöglich kein Gas mehr gibt, die Wirtschaft Vorrang vor der Bevölkerung hat. Das ist die allgemeine und zynische Wahrheit! Die Reichen werden nicht frieren oder hungern, sondern werden in diesem Krieg noch reicher! Dafür soll die Jugend repräsentieren und noch stolz darauf sein? Nein!

Die Rebellion gegen diese Verhältnisse, der aktive Widerstand dagegen und gegen die Gefahr eines dritten Weltkriegs, das ist heute die Aufgabe der Jugend, und jeder junge Mensch kann wirklich stolz sein – wenn er lernt, hinter die Kulissen dieses Krieges zu blicken, Vertrauen in die eigene Kraft zu entwickeln und Teil der internationalen Widerstandsbewegung gegen den Krieg zu werden. Dagegen bedeutet Stolz auf „unser Land“ oder „unseren Staat“ heute nichts anderes als Unterordnung und Unterstützung der imperialistischen Kriegsvorbereitung.

Einmal schimmert die Realität dann doch durch: Beim verlangten brutalen Überfall auf ein Haus sagt der Befehlshaber, ihnen stünde ihr eigenes Nachdenken im Weg, sie sollten das abstellen, dann würde die Sache flotter vor sich gehen. Darüber lohnt es sich tatsächlich nachzudenken. Die Verpflichtung bei der Bundeswehr ist keine Perspektive für die Arbeiterjugend!

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