Wind, Flaute oder Sturm

2.9.2012: Die blutige Spur des Mythos Krupp

Am 02.09.2012 findet eine VVN-BdA Kundgebung vor der Zeche Zollverein statt:
Kritische Anmerkungen zu 200 Jahre Krupp – „Die blutige Spur des Mythos Krupp“

http://www.essen.vvn-bda.de/

KRUPP UND KRIEG

Den meisten Deutschen ist Auschwitz als Sinnbild für die rassistische Vernichtungspolitik und -maschinerie der NSDAP ein Begriff. Aber Auschwitz war nur durch den Krieg möglich, d.h. der Weg nach Auschwitz musste erst durch die Wehrmacht mit kruppschen Waffen freigeschossen werden, damit der Großkonzern seine Zünder-Fabrik von Häftlingen bauen und mit der „Vernichtung durch Arbeit“ bedienen konnte.

Doch mit der deutschen Gründlichkeit in Sachen geschichtlicher Aufarbeitung der Episode von 1933-1945 ist es auch bei der Großindustrie nicht sehr weit her.

So verwundert es nicht, dass der Krupp Konzern in seiner 40-seitigen WAZ Jubelbeilage zu seinem 200jährigen Bestehen die NS-Zeit (1933-1945) gerade einmal auf einer halben Seite behandelt und sich sogar als Opfer darstellt, der der NS Herrschaft mit „Opportunismus, Anpassung und am Ende Ohnmacht“ gegenübertrat.

[200 Jahre Krupp eine Sonderveröffentlichung der ThyssenKrupp AG in
Zusammenarbeit mit der WAZ Mediengruppe, 201 1 ]

Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Vorsitzender des Reichsverbands der Deutschen Wirtschaft (1931-1934), hat bereits im Mai 1933 den Aufruf zur Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft unterzeichnet. Er wusste genau, auf welches Pferd er setzte. Sein Sohn Alfried Krupp erklärte später, „DASS WENN MAN EIN GUTES PFERD KAUFT, MUSS MAN EIN PAAR MÄNGEL HINNEHMEN“.

[Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?, S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a.M., 2003]

Dieses „Pferd“ brachte dem Krupp-Konzern zwischen 1933 und 1943 eine Profitsteigerung um 300%. Wobei die Fabriken, die mit kruppschen Waffen erobert wurden, nicht dazugerechnet worden sind

DIE ADOLF-HITLER-SPENDE DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT

Was in der 200-Jahre Krupp Broschüre verharmlosend als „resignative Fügung“ bezeichnet wird, war in Wirklichkeit ein klares Kalkül. Aus Profitgier der Großindustriellen, Sicherung ihrer Herrschaft und aus Angst vor „jeder Massenbewegung“ wurde Hitlers Wahlkampf finanziert.

Auf einem Geheimtreffen im Februar 1933, bei dem Hitler, sowie 27 Großindustriellen anwesend waren, hielt Gustav Krupp eine Dankesrede, in der er sich zum Privateigentum und zur Wehrhaftigkeit bekannte.

[D. Stegmann: Zum Verhältnis v. Großindustrie u. Nationalsozialismus
1930–1933. In: Archiv für Sozialgeschichte. Band 13, Bonn 1973, S.477 ff.]

So kamen allein von Krupp, IG-Farben, Flick und Thyssen zwischen 1 933 und 1 945 über 60 Millionen Reichsmark zusammen. Die Investition zahlte sich aus. So telegrafierte Krupp nach dem Austritt des Deutschen Reiches aus dem Völkerbund im Oktober 1933:
„AUF DEM VORGEZEICHNETEN WEG FOLGT IHNEN IN UNBEUGSAMER ENTSCHLOSSENHEIT INMITTEN DER EIGENEN NATION DIE DEUTSCHE INDUSTRIE.“

[M.Bartsch, H.-F. Schebesch, R. Scheppelmann: Der Krieg im Osten 1941 -45, Pahl-Rugenstein Verlag, S. 43, 1 981 ]

BEUTEZUG IN DEN VON DER WEHRMACHT EROBERTEN GEBIETEN

Bevor es mit dem Nazireich zu Ende ging, beherrschte Alfried Krupp einen Wirtschaftskoloss, der sich über zwölf Länder erstreckte, von der Ukraine bis zum Atlantik, von der Nordsee bis zum Mittelmeer. Überall
gehörten ihm Industriewerke, in den Niederlanden ein Komplex von Werften und in Griechenland, der Sowjetunion, Frankreich, dem Sudetenland, Norwegen und Jugoslawien zahlreiche Erzgruben.

Rücksichtslose Ausbeutung von Mensch und Maschine war an der Tagesordnung. Vor der Invasion durch die Alliierten unterstanden allein dem Krupp-Direktor für Holland Betriebe in Rotterdam, Hilversum, Dordrecht und Gorinchem. Hätte jemand seinerzeit in der Krupphauptverwaltung auch nur angedeutet, dass die Familie diese geraubten Reichtümer bald wieder verlieren würde, man hätte ihn -so der Krupp Kenner William Manchester- mindestens wegen Dummheit entlassen. Selbst nach der Landung der Alliierten strahlten Alfried Krupp und seine Gefolgsleute Zuversicht aus. Sie glaubten an den Sieg.
[William Manchester: Krupp, S. 41 0]

VERNICHTUNG DURCH ARBEIT:
DIE KRUPP LAGER DECHENSCHULE,
NÖGGERATHSTRAßE, KRÄMERPLATZ

Der Konzerns stellt sich selbst einen Persilschein aus in seiner Jubiläumsbroschüre: Er hätte sich „1944…vergeblich…gegen den Einsatz von 2000 weiblichen KZHäftlingen“ gewehrt. Dies kann anhand folgender Fakten nur als zynisch bezeichnet werden.

[200 Jahre Krupp eine Sonderveröffentlichung der ThyssenKrupp AG in
Zusammenarbeit mit der WAZ Mediengruppe, 201 1 ]

Krupp hatte 2000 Männer angefordert und musste sich mit 520 ungarischen Jüdinnen (zwischen 1 2 und 25 Jahren) zufrieden geben.

Ihre Eltern wurden zuvor vor ihren Augen in die Gaskammern geschickt.

[U. Sander: Mörderisches Finale – NS-Verbrechen bei Kriegsende, S. 138]

In den 81 Fabriken des Krupp-Konzerns schufteten von 1940 bis Kriegsende 69.898 Zwangsarbeiter, 4.978 KZHäftlinge und 23.076 Kriegsgefangene. im August 1943 waren alleine in Essen 11.557 „Fremdarbeiter“ und 2.412 Kriegsgefangene für Krupp eingesetzt.

Neben dem nahe Auschwitz neuerbauten Kruppwerk, das schon durch die Standortwahl von dem Willen zeugt, nicht nur für einige Kriegsjahre, sondern für lange Zeit billige Arbeitskraft aus dem KZ zur physischen Vernichtung „verwenden“ zu können, waren auch zwei Aussenkommandos des KZ Buchenwald in Essen stationiert. Darunter ein „SSAussenkommando Friedrich Krupp Essen“ mit 522 jüdischen Frauen.

[D. Peukert: Ruhrarbeiter gegen den Faschismus, S.305]

Alfried Krupp konnte sich später nicht, wie viele uniformierte KZ-Wächter, darauf berufen, dass ihm nur die Wahl zwischen der Ausführung eines Befehls oder dem Erschossenwerden geblieben sei.

Kein Führerbefehl hat ihn dazu gezwungen, die Arbeitskraft der Auschwitz-Opfer auszubeuten. Es war seine eigene Initiative.

[William Manchester: Krupp, S. 430]

KURZER (NÜRNBERGER) PROZESS!
Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess wurde Alfried Krupp von Bohlen und Halbach 1947 zu 12 Jahren Haft verurteilt. Sein gesamtes Vermögen sollte beschlagnahmt werden.

In der Folge der Verschärfung des Ost-West-Konfliktes und des Wunsches der Alliierten nach einem gut gerüsteten Deutschland, konnte der rechtskräftig verurteilte Kriegsverbrecher Krupp sein Handwerk wieder aufnehmen.

Am 31. Januar 1951 wurde Krupp durch den völkerrechtlich einmaligen „Mehlemer Vertrag“ zwischen den USA, Großbritannien, Nordirland, Frankreich und eben dem Privatmann Alfried Krupp nach gerade einmal 30 Monaten entlassen. Ihm wurde sogar sein gesamtes Vermögen zurückgegeben.


Ausführliches zu diesem Thema finden Sie in der Broschüre „DIE BLUTIGE SPUR DER KRUPP DYNASTIE“ der VVN-BdA Essen. Zu beziehen über die Kontaktadresse der Internetseite.

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