Wind, Flaute oder Sturm

Erinnerung: Als es nicht rechtsextrem war, Faschist zu sein. (Leserbrief)

Leserbrief zu WAZ-Essen, 6.1.2012 „Grüne verteidigen Ehrung für Käthe Larsch“

Sehr geehrter Herr Stenglein,

heute las ich Ihren Artikel
„Grüne verteidigen Ehrung für Käthe Larsch“

Sie schreiben dort, dass Widerstand gegen das NS-Regime
entweder „demokratischen Zielen“ oder dem Aufbau einer „anderen Diktatur“ diente und der Widerstand von Kommunisten daher nicht zu ehren sei.

Woher nehmen Sie, Herr Stenglein, die Auffassung, dass Kommunisten keine Demokratie anstreben würden? Kommunisten streben doch eine Gesellschaft an, die demokratischer nicht gedacht werden kann.

Aber selbst wenn Sie das so nicht sehen wollen, müssen Sie doch anerkennen, dass es immer noch verdienstvoll ist, gegen die Barbarei des Faschismus und Rassenwahns vorzugehen.

Wir reden von einer Zeit, in der es nicht rechtsextrem war, Faschist zu sein. Es gehörte zum Mainstream. Der NS-Staat machte in der Verfolgung von Kommunisten und Sozialdemokraten wenig Unterschiede.
Auch Menschen aus der Zentrums-Partei gelangten in Konzentrationslager, wenn sie Kritik am NS-Staat und seinem Rassenwahn übten.

In einer Doktorarbeit über die Insassen der frühen Konzentrationslager im Emsland 1933 bis 1936 werden solche Beispiele genannt:
http://repositorium.uni-osnabrueck.de/bitstream/urn:nbn:de:gbv:700-2006033114/2/E-Diss529_thesis.pdf ( „Wir sind die Moorsoldaten“ Die Insassen der frühen Konzentrationslager im Emsland 1933 bis 1936 Biographische Untersuchungen … )

Wenn die Demokratie gefährdet ist, dann sind es auch heute nicht die Kommunisten, die die Gefahr bilden, sondern dieser entsetzliche Antikommunismus, der jetzt wieder seine Fratze zeigt, und dazu führt,
dass in Bayern etablierte Politiker laut über ein Verbot der Linkspartei reden, weil sie „linksextremistisch“ sei.

Das könnte der Beginn einer Entwicklung sein, die wieder dazu führt, dass es nicht mehr rechtsextrem ist, Faschist zu sein. Dann würde es wieder zum guten Ton gehören Faschist und Antikommunist zu sein.
Um dem vorzubeugen, ist es mir wichtig, dass Menschen, auch wenn sie Kommunisten waren oder den Kommunisten nahe standen, wegen ihres Widerstandes gegen das Naziregime geehrt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Olaf Swillus

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